Waidhaus. (fjo) Keine Ruhe mehr lässt den Jusos in den Grenzorten die zunehmende Drogenproblematik. Insbesondere den verharmlosenden Umgang in der Öffentlichkeit kritisieren die jungen Mitglieder. Was aber da seit geraumer Zeit im östlichen Landkreis abgehe, habe es hier noch nie gegeben. Aktiv soll das Thema deshalb auf längerfristige Zeit aktuell gehalten werden, weshalb die politische Nachwuchsorganisation auf Unterbezirksebene einen Arbeitskreis zur Drogenproblematik neu gründete. Er soll nicht nur die Informationen in der Bevölkerung mehren, da immer noch viele Menschen in der Region den Ernst der Lage nicht erkannt hätten. Erschüttert seien erste Recherchen ausgefallen, wonach der jüngste Betroffene kaum zwölf Jahre alt wäre.
Spätestens im November ist deshalb ein Informationsabend mit Polizei und Fachleuten aus einer Drogenklinik geplant. Die stärkste Gefährdung wird in der Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren gesehen. Doch mit diesem Zeug könne es jeden treffen, egal aus welcher sozialen Schicht, egal mit welchem Bildungsstand, welchem Beruf oder Geschlecht. Potentiell sei jeder gefährdet, da jeder sein eigenes Motiv habe, auf dieses Zeug hin zu langen. Deshalb gebe es auch keine Generallösung, da die Beweggründe so allumfassend sein können. "Das ist einfach schockierend für uns, dass es so viele Leute gibt, die zu den Konsumenten gehören und wie der körperliche Verfall zu beobachten ist", untermauerte Markträtin Vera Stahl aus Waidhaus ihren Einsatz. Die Bevölkerung entlang der Grenze müsse für das Thema deshalb unbedingt sensibel gemacht werden und über diese unglaubliche Art der Gefahren Bescheid wissen. Als wichtigste Maßnahmen sehen die jungen Nachwuchspolitiker die Prävention, weil das Problem im Grenzraum "einfach riesengroß" sei.
Die meisten Betroffenen wüssten mit der Zeit, was sie sich antun; könnten aber dann nicht mehr eigenständig darauf reagieren. Lautstarke Kritik wird auch an der einfachen Beschaffung geäußert: "Die Droge ist so einfach zu erhalten - für drei bis fünf Euro das Stück. Wir wissen, das wird sogar mit dem Fahrrad geholt, so problemlos ist die Beschaffung im Nachbarland." Die Hemmschwelle, etwas mit über die Grenze herüber zu nehmen, wäre gewaltig gesunken. Der Waidhauser Juso-Sprecher Rudi Grundler sieht durch die immer mehr zunehmenden Ausmaße die Felle davonschwimmen: "Das ist zu schnell gegangen, und jetzt haben wir auf einen Schlag das große Problem. Die Masse an Drogen überschwemmt uns geradezu und auf der anderen Seite fehlt es an Fachleuten für eine Hilfe und auch an den Einrichtungen." Nahezu wöchentlich stehe zwar etwas in der Presse, aber die Leute hier würden darin ein Thema der Stadt Weiden oder den Ballungszentren sehen, meint Christopher Hanauer von den Jusos aus Moosbach. Diese Wegschaumentalität sei für ihn das Erstaunliche, obwohl immer darauf hingewiesen werde, das die Betroffenen die Grenzregionen sind. Er setzt deshalb mit seinen Mitstreitern auf Aufklärung und Prävention bei den Eltern und Kinder, weil nur die einen Konsum am frühesten merken könnten. Hanauer befürchtet, dass der gesamte Landstrich durch diese neuen Drogen "aufgerieben" wird. Das baldige Image verglich er mit einem "schlechten Berliner Stadtviertel", was alle Bestrebungen im Keim ersticke, junge Familie hier zu einer Ansiedlung zu bewegen. In die Köpfe der Leute müsse deshalb unbedingt rein: "Du bist abhängig - vom ersten Konsum an." Stahl sieht im erschreckend zunehmenden Konsum das umfassende Bestehen an Gelegenheiten für den Kauf, weil die Kosten so niedrig ist: "Für drei Euro bekommst Du nicht einmal eine Schachtel Zigaretten." Handel und Konsum von Crystal Speed hätten in der Region mittlerweile ein erschreckendes und mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln ein schwer zu beherrschendes Maß angenommen. Obwohl Zoll und Polizei durch gesteigerten Verfolgungsdruck die Zahl der Aufgriffe von Drogenschmugglern deutlich erhöhen konnten, werde nach deren Einschätzung bisher noch immer nur ein Bruchteil der eigentlichen Delikte festgestellt. Bei der in gleichem Maße wichtigen Prävention stießen die Behörden darüber hinaus personell an ihre Grenzen. Im ersten Augenblick stehe man der Situation einfach ohnmächtig gegenüber.
Gemeinsam verweisen die Jusos auf das gänzliche Fehlen von Ansprechpartner oder wohin sich Betroffene überhaupt wenden können - ebenso Eltern oder Bekannte. Und mit ihrem Bundestagsabgeordneten Werner Schieder aus Weiden sind die Mitglieder im neuen Arbeitskreis deshalb uneingeschränkt einer Meinung: "Die entlang des Grenzstreifens auf tschechischem Gebiet agierende Drogenszene stellt für uns eine erhebliche Beeinträchtigung der Sicherheit dar. Es geht um unser Schicksal und das aller Jugendlichen hier.“
Quelle: Der neue Tag, 21. Juli 2012
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