Am Samstag, den 28.10.2017, wurde die Pegida Bewegung drei Jahre alt.
Pegida ist eine islamfeindliche, rechtspopulistische und völkische Bewegung, die vor allem vor der „Islamisierung des Abendlandes" warnt, was, meiner Meinung nach, natürlich vollkommener Schwachsinn ist. Sie nutzen lediglich die Angst der Menschen aus, um Lügen zu verbreiten und Hass gegen Ausländer*innen und insbesondere gegenüber Menschen muslimischen Glaubens zu schüren. Besonders starken zulauf erhält diese Bewegung in Dresden. Hier findet jeden Montag eine Kundgebung auf dem Altmarkt statt. Und das nun schon drei Jahren. Das Besondere in Dresden ist, dass die Anzahl der Pegida Anhänger immer deutlich höher ist, als die Leute auf der Gegenseite.
Dreijähriges Bestehen von Pegida
Anlässlich ihres Jahrestags veranstaltete Pegida eine Kundgebung auf dem Theaterplatz, zu welcher laut Medienberichten ca. 2500 Menschen erschienen sind. Diese Kundgebung fand direkt vor der Semperoper statt. Die Semperoper spiegelt eine weltoffene, bunte und vielfältige Gesellschaft wider, da dort regelmäßig Künstler*innen aus aller Welt zusammen kommen. Die Aufführungen der Semperoper können nur durch die Internationalität so gut gelingen! Das zeigt schon auf, was für ein verquertes Weltbild diese Leute haben, wenn sie ausgerechnet diesen Ort für ihre Kundgebung aussuchen. Ein Ort für den Dresden unter anderem berühmt ist und der auch den weltoffenen Charme von Dresden ausmacht.
Protest gegen die Pegida-Bewegung anlässlich ihres dritten Geburtstages
Zum Glück gibt es aber auch viele Dresdner*innen, die für ein weltoffenes, vielfältiges, internationales und buntes Weltbild stehen und Pegida ihre Stadt nicht überlassen wollen. Deshalb wurde am 28.10.2017 eine Demonstration von der Organisation „Herz statt Hetze“ organisiert, welche sich in unterschiedliche Veranstaltungen aufgliederte. Man konnte sich beispielsweise für ein Friedensgebet in der Frauenkirchen oder „Rassismus widersprechen-Haltung zeigen“ entscheiden. So hatte man verschiedene Angebote und konnte sich aussuchen, welches einen am meisten zusagt. Ich selbst habe an der Veranstaltung „Kunst und Kultur im Zeichen des Rechtsdrucks“ teilgenommen, hier wurde durch Singen, Theater und Reden für ein weltoffenes, tolerantes und buntes Dresden demonstriert. Jede*r Teilnehmer*in erhielt einen Spiegel, um die Gesellschaft zu spiegeln. Damit sollte gezeigt werden, dass nicht alle Menschen in Dresden ausländerfeindlich und rechtsextrem sind. Zum Anderen wollte man den Pegida-Anhänger den Spiegel vorhalten. Man wollte, dass die Menschen sich Gedanken über ihr Verhalten machen und überdenken, ob das wirklich der richtige Weg ist. Man wollte die Menschen durch Vernunft und gesunden Menschenverstand erreichen, anstatt sie zu beleidigen oder abzukanzeln. Um 16:00 Uhr wurden dann die verschiedenen Gruppen auf dem Pirnaischer Platz zusammengeführt und es wurde zur zentralen Abschlussveranstaltung auf den Neumarkt marschiert. Bei den Reden auf der Abschlusskundgebung wurde bewusst auf Zuspitzung und Provokation verzichtet, sondern versucht über Sachargumente und über entspannte Jazzmusik eine positive Atmosphäre zu schaffen. Diese Variante des Protests war für mich selbst auch definitiv der konstruktivere und somit bessere Weg, als sich gegenseitig anzuschreien und versuchen zu übertönen.
Gegendemonstration jeden Montag
Da ich aufgrund meines Studiums Anfang Oktober nach Dresden gezogen bin, bin ich natürlich am Montag gleich auf die Gegendemo zu Pegida gegangen, um meine Protest auszudrücken. Diese Gegendemo funktioniert allerdings komplett anders, als die Veranstaltung vom 28.10.2017. Bei der Gegendemo am Montag tritt man Pegida direkt gegenüber und versucht durch Pfeifen und verschiedene Sprüche, wie „Nationalismus raus aus den Köpfen“ oder „Pegida was ist denn das, wir haben euch zum Kotzen satt“, die Reden und Parolen der Redner*innen von Pegida zu übertönen. Leider gelingt das nicht wirklich, da die Anhänger*innen von Pegida deutlich in der Überzahl sind. Ein weiteres Problem, was ich bei dieser Art des Protestes sehe, ist das man dadurch nichts bewegen kann und auch alle Zuschauer von beiden Gruppen eher abgeneigt sind. Besser wäre es mit schlüssigen Argumenten die Pegida-Anhänger*innen zu überzeugen. Trotzdem ist die Gegendemo jeden Montag sehr wichtig, um den Protest und die Abneigung gegenüber Pegida deutlich zu machen. Man muss seinen Protest deutlich zeigen und darf Pegida die Stadt nicht überlassen!
Von der Machtlosigkeit zur gegenseitigen Beleidigung
Als Zuhörer*in aber auch als Gegendemonstrant*in erlebt man durch die gezielte Lügenverbreitung und Falschbehauptungen der Pegida-Redner*innen Wut, Zorn und Machtlosigkeit in sich aufsteigen. Gerade die Tatsache, dass so viele Menschen auf diesen blanken, primitiven Populismus hereinfallen, verstärkt das Gefühl der Ohnmacht und der Machtlosigkeit gegenüber diesen Hassreden. Man müsste meinen, dass wir Deutsche gerade im Hinblick auf unsere Vergangenheit etwas gelernt hätten. Gerade das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die sinnlose Schuldzuweisung an einem Sündenbock funktioniert immer noch. Aus dieser unheilvollen Gemengenlage resultiert, dass sich Pegida-Anhänger*innen und Pegida-Gegner*innen gegenseitig nur noch beleidigen und respektlos werden. Ein vernünftiger Dialog ist leider nicht mehr möglich ist. Das sollt allerdings wirklich nicht das Ziel sein.
Wie sollte man Pegida gegenüber treten und wie kann man seinen Protest ausdrücken?
Daraus folgt für mich, dass die erste Variante die deutlich bessere, konstruktivere und wirkungsvollere Art des Protestes ist. Dass man nicht versucht Pegida zu übertönen, sondern eigene, unabhängige Veranstaltungen schafft. Mit Argumenten versucht Leute zu überzeugen. Dass man über Pegida aufklärt und vor Ihnen warnt. Trotzdem finde ich es erschreckend, wie viele Menschen auch noch nach drei Jahren jeden Montag auf die Straße gehen, um Angst, Fremdenfeindlichkeit und Hass zu verbreiten. Allerdings muss man sich auch die Frage stellen, woher dieser Hass kommt. Und letztendlich muss man die Ursachen bekämpfen. Das bedingt den Dialog mit den Menschen, um heraus zu finden was sie bedrückt. Man muss die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen und diese auch im politischen Handeln widerspiegeln. Allerdings sollte man sich auch fragen, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist! Wie schafft es Pegida immer noch jeden Montag so viele Menschen auf die Straßen zu holen? Wie konnte eine rechtsextreme Partei wie die AfD überhaupt in den deutschen Bundestag einziehen? Das sind Fragen, die wir uns als Sozialdemokrat*innen selbstkritisch stellen sollten. Nur so kann eine Erneuerung der SPD funktionieren. Wir haben die Pflicht auf die Ängste und Sorgen der Menschen wirklich einzugehen und uns diese anzuhören! Das muss das Ziel sein, um so Vertrauen zurück zu gewinnen! Und daraus sollte dann ganz automatisch resultieren, dass rechtsextreme Organisationen weniger zu lauf erhalten und somit nach und nach wieder von der Bildfläche verschwinden!
In diesem Sinne „Let's make Monday great again!“
von N.N.